Finnland. Ich habe mir tatsächlich den Großteil erspart und nur den Weihnachtsmann besucht und, natürlich, die Hauptstadt. Man muss dazu auch sagen, dass Finnland auch sehr wenig besiedelt ist. Es ist fast genau so groß wie Deutschland, hat aber nur 5,4 Millionen Einwohner (16 vs. 225 Einwohner pro qm²). Wenn man jetzt noch bedenkt dass ca 11% der Einwohner in Helsinki wohnen (bzw. fast 23% wenn man den Großraum Helsinki betrachtet), dann ist klar, wo die Party abgeht. Hier noch ein Bild:
Also, ab nach Helsinki. Von Rovianiemi aus bin ich mitm Nachtzug gen Süden und nach gerade mal 12 Stunden war ich dann um 9 Uhr morgens im sonnigen Helsinki. Ich bin ein paar Tage früher als geplant dort angekommen, weil ich mir Helsinki bereits vorher ein bißchen vertraut machen wollte, bevor meine Eltern mich besuchen kommen.
Während ich mich in Rovaniemi fast gar nicht mit der finnischen Sprache beschäftigt habe (erstens waren da kaum Leute, zweitens können die alle englisch), dachte ich mir in der Hauptstadt, da guggste mal was die Sprache so hergibt.
Finnisch ist nämlich super. Es gehört zu den finnugrischen Sprachen. Und die umfassen: Finnisch, Estnisch und Ungarisch. That’s it. Und ungarisch auch nur in ganz geringen Teilen. Wie auch immer, die Finnen machen es also den Nicht-Finnen nicht gerade leicht, wenn man deren Sprache lernen will 🙂 Es fängt damit an, dass die gleich 14 verschiedene Fälle haben, sich also nicht mit den vier Fällen begnügen, wie wir sie haben. Zusätzlich lassen sie das Geschlecht gleich noch weg. Mindestens im Estnischen (ich weiß nicht ob das im Finnischen auch so ist), gibts dann noch nicht mal das Sprachkonstrukt der Zukunft. Das heißt: „Ich werde die Stadt verlassen“ und „Ich verlasse die Stadt“ ist komplett identisch. Meist wird einfach noch ein Zeitwort mit reingebracht um es einfacher zu machen (-> „Morgen verlasse ich die Stadt“)
Auch toll ist es, dass es exakt drauf ankommt, ob ein Buchstabe ein langer oder kurzer Buchstabe ist, sonst wirds schnell falsch. Z.B. tuli (Feuer), tulli (Zoll) und Zuuli (Wind). Wer also dem Zoll ein bissle ins Feuer pusten will, sollte sich gewählt ausdrücken.
Ein weiteres Hinderniss ist dann noch die Tatsache, dass je nach Kontext an Worte dann verschiedene Suffixe angehängt werden. Je nachdem ob man aus dem Haus raus, rein, drauf, drunter geht, wird an das Wort Haus „talo“ einfach noch ein Suffix rangehängt. Die Wikipedia bringt als Beispiel:
taloissani „in meinen Häusern“ kann folgendermaßen zerlegt werden: talo („Haus“) + i(Plural) + ssa (Inessiv, „in“) + ni
Bla. Zu Helsinki. Helsinki hat viele Jugendstilelemente, aber auch einfach ein paar hässliche Ecken 🙂
Wie immer, bin ich erstmal ziellos durch die Stadt gestreunert. Natürlich musste ich erst noch ein Eis essen, das versteht sich von selbst. Irgendwie bin ich dann in einem Park gelandet. Irgendwie war ich aber einigermassen geplättet und hatte keine große Lust auf riesige Unternehmungen. Also hab ich mein ganzes Englisch zusammengerafft und bin ins Kino in den Film „Cloud Atlas“ gegangen.
Der Freitag war dann noch unspektakulärer. Aufgestanden, nach einer Waschmaschine gefragt, erfahren, dass das Hostel keine hat. Super. Aber gerade mal 10min entfernt solls einen Waschsalon geben. Also Sack und Pack geschultert und auf dahin. Aus Versehen zuerst in den falschen gelaufen, dass war eine professionell Reinigung, das wäre NOCH teurer geworden. Der gute Waschsalon hat nämlich 8 € für eine Wäsche genommen. ACHT. In Worten: A C H T. Und da war das Pulver noch nicht mal mit drin. Wenn man dann noch trockene Kleidung haben will, dann darf man gerade nochmal 3 € extra berappen. Für 11 € war das ein sehr langweiliges Programm.
Der Abend verlief dann aber hervorragend, ich bin ins Irish Pub (empfohlen vom einem „like a local guide“ (nicht diesem hier, ein anderer). Um 21 Uhr war ich da, in Erwartung auf die tägliche Dosis Livemusik die dort gespielt werden soll.
Gut, dass die erst um 22:30 anfangen, das hat mir keiner gesagt. Also 6,80€ in ein Guiness investiert und gewartet. Das Publikum war mir eher suspekt, entweder Senioren, Rocker oder (russische) Matrosen. Um halb elf bin ich dann ins obere Stockwerk gewackelt, da war die Bühne. Als waschechter Deutscher muss sowas natürlich pünktlich anfangen. Um 22:40 wurde ich dann schon nervös, man hat ja schon sein Bier leer, wer weiß ob sich ein Neues lohnt?!
Endlich fing die Band an. Es war eine Coverband, die so ziemlich jeden Song der älter als 15 Jahre war anspielte und ordentlich Stimmung verbreitete. Ich hab mich mit meinem Sitznachbar angefreundet (Kategorie: Biker) und über Autos, Benzin und die Weltwirtschaft diskutiert. Seine Freundin hat ihn ab und an wieder auf den Boden der Tatsachen geholt, ein bißchen zuviel Alkohol war da wohl im Spiel 🙂
Dann sind die verschwunden und es kam eine neue Dame an den Tisch. Die begrüßte mich mit „woah, finally an older guy“. Ahja. Hauptsächlich hat sie auf einen Haufen Frischstudenten angespielt, der das halbe obere Stockwerk in Anspruch genommen hatte. Als alter Sack enttarnt haben wir uns gut bis um drei unterhalten und ich hab noch 1-2 Tipps für Tallinn mitgenommen. Quasi an diesem Abend ist die Entscheidung gefallen, dass ich einen kurzen Trip auf die andere Seite der Ostsee unternehmen werde. Auf die Frage nach ihrer Facebook-ID wurde ich mit der finnisches Art und Weise mit Menschen umzugehen konfrontiert: brutal honesty. Die Antwort war: „why? we will never see us again?“. Ok. Dann nicht.
Da WordPress nur erlaubt, dass ich eine Gallerie pro Eintrag mach, gibts jetzt einfach nen Haufen Einträge. Forms follows function, oder so ähnlich. Next stops (Links werden nach und nach hinzugefügt):
- Tall Ships‘ Races
- CheapSleep – Party!
- Kiasma – Zeitgenössische Kunst
- Helsinki – Streifzug durch die Stadt
- Suomenlinna
- Helsinki Zoo